Veranstaltung: | Kreisversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 2. Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Kreisversammlung |
Beschlossen am: | 18.07.2021 |
Eingereicht: | 19.07.2021, 09:09 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Umwelt erhalten - Flächen sparen: Grüner Grundsatzbeschluss zu Gewerbegebieten im Landkreis Pfaffenhofen
Text
Etwa 18 Fußballfelder werden in Bayern täglich neu für die Menschen nutzbar
gemacht. Für Wohnen, Mobilität, aber auch für Gewerbe- und Industrieflächen.
„Der Flächenfraß Bayerns ist eines der größten regionalen Umweltprobleme unserer
Zeit – und wird von vielen kaum wahrgenommen“, schreibt der BUND Bayern. Das ist
nicht nur im Zuge der Erderhitzung problematisch, sondern beschneidet immer mehr
die Lebensräume unserer Tiere und Pflanzen. Wir GRÜNE wollen bundesweit den
Flächenverbrauch bis 2030 um die Hälfte senken. Letztendlich müssen wir aber
bald mit den vorhandenen Flächen auskommen, das heißt perspektivisch muss der
neue Flächenverbrauch auf 0.
Auch im Landkreis Pfaffenhofen ist die immer weiter fortschreitende Zersiedelung
und Versiegelung spürbar: Ständig befinden sich diverse Gewerbegebiete in
unterschiedlichsten Stadien der Planung oder Entstehung. In der Folge entsteht
viel Verkehr und die Flächen für die Natur (auch für den Naturschutz) sind rar.
Verträgliches Wachstum sieht anders aus.
Wir GRÜNE wollen Vorrang für den Schutz der Natur und betrachten uns als Anwälte
der unversiegelten Flächen gegenüber dem Wachstumsstreben vieler Gemeinden.
Deshalb setzen wir uns für folgende Grundsätze ein:
- Neuen Gewerbegebieten können wir nur in begründeten Einzelfällen
zustimmen, bei denen unten stehende Kriterien erfüllt sind.1
- Sollten diese Kriterien erfüllt sein müssen nachhaltige, ökologische
Gewerbegebiete entstehen2. Im Zuge der Planung erfolgt eine Beratung durch
das Landratsamt anhand nachvollziehbarer Mindeststandards.
- Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass schon vorhandene Gewerbegebiete
nachhaltiger und ökologischer werden (auch Entsiegelung ist möglich!).
- Die Umnutzung von schon versiegelten Flächen bzw. Gebäuden (beispielsweise
aufgelassene Hofstellen) begrüßen wir.
- Wohnen, Einkaufen und Arbeiten gehören in den Ortskern und wir setzen uns
deshalb für das Prinzip "Innen vor Außen" ein.
- Der Erhalt von Arbeitsplätzen ist uns wichtig, deshalb wollen wir für
unsere, zum Teil auch weltweit erfolgreichen, kleinen und
mittelständischen Betriebe in ganz begrenzten Ausnahmefällen die
Möglichkeit schaffen, sich am Ortsrand neu anzusiedeln sollte eine
(Weiter-)Entwicklung innerorts nur schwer möglich sein.
1Kriterien für eine GRÜNE Zustimmung zu einem Gewerbegebiet:
- Den Bedürfnissen des Natur‐ und Landschaftsschutzes wird Rechnung
getragen.
- Weder die Untere Naturschutzbehörde noch anerkannte Naturschutzverbände
haben Einwände gegen dieses Gewerbegebiet.
- Es gibt in der Kommune Baulücken‐ und Brachflächenkataster (die wir
überall beantragen werden, wo sie nicht vorhanden sind) sowie
Aktivierungstätigkeiten des Innenpotentials.
- Es gibt nachweisbar keine Potentiale für eine Innenentwicklung.
- Es liegt eine Darstellung des Bedarfs und der Nachfrage nach Neubauflächen
nach realistischen und nachprüfbaren Kriterien vor.
- Es sollen vorrangig Handwerks‐ und Gewerbebetriebe angesiedelt werden, die
aus dem unmittelbaren Umkreis bzw. aus dem Landkreis Pfaffenhofen kommen.
- Keine Einzelhandelsansiedlungen auf der „grünen Wiese“.
- Es liegt eine positive städtebauliche Einschätzung vor.
- Einzelhandelsflächen nur in geringer Größe (max. 150 m²), wenn sie
unmittelbar zu einem Handwerksbetriebe gehören (z. B. Ausstellungsraum
eines Schreiners oder Installateurs).
- Keine Ansiedlung von Logistikbetrieben.
- Keine Abwerbung von Betrieben aus anderen Regionen.
2Nachhaltige Gewerbegebiete
- Die Energieversorgung des Gewerbegebietes erfolgt 100 % aus regenerativen
und in besonders hohem Maße auch aus heimischen Energiequellen.
- Es wird beim Bau verstärkt Wert auf nachhaltige Baustoffe und
Wiederverwendbarkeit der Materialien (Cradle to Cradle) gelegt.
Multiple Grundflächennutzung (Beispiel Parken, Wohnbau, PV über
Parkplätzen) ist zu prüfen.
- Es besteht eine Anbindung an den ÖPNV mit regelmäßigen Verbindungen zum
nächstgelegenen Bahnhof.
- Eine Anbindung an das Radwegenetz und eine Stellplatzsatzung für Fahrräder
sind obligatorisch.
- Betriebliches Mobilitätsmangement priorisiert nachhaltige Verkehrsmittel.
- Ladestationen für elektrisch betriebene Verkehrsmittel sind zu
installieren.
- PV ist wo immer möglich zu installieren, um die Energieversorgung mit
Eigenproduktion zu unterstützen.
- Die Wärmeversorgung wird nachhaltig gelöst (Beispiel Nahwärme).
- Dach- und Fassadenbegrünung müssen, wo immer möglich, Bestandteile der
Gebäude sein.
- Die Versiegelung ist nachweisbar so gering wie möglich zu halten (Höhe
statt Breite). Alternativen sind grundsätzlich zu prüfen (Beispiel:
Retentionsmulde).
- Für die Grünflächen wird eine Biodiversitätsstrategie entwickelt.
- Es sind ausreichende Blühflächen und Baumbestand einzuplanen.
- Nächtliche Beleuchtung wird minimiert und insektenfreundliche Leuchtmittel
verwendet
- Die Ansiedlung von Tieren, z. B. durch Nisthilfen oder einen kleinen
Teich, soll wo es geht ermöglicht werden. Barrieren (Zäune, Spundwände)
für Tiere sind zu vermeiden.
- Bei Glasflächen soll Vogelschlag, beispielsweise durch spezielles
Vogelschutzglas, vermieden werden.